Gesamtkilometer: 18,3 Bergauf: 370hm Bergab: 450hm
Der Tag begann, wie er enden sollte. Ein Blick aus dem Fenster – Regen. Nun gut, also die Regenponchos rausholen, alles wasserdicht verpacken und erst einmal was zum Frühstücken suchen.
Dort, wo wir am Abend zuvor schon gewesen sind, ist direkt nebenan eine Frühstücksmöglichkeit. In weiser Voraussicht lasse ich es krachen, was die pure Menge angeht. Mir schwante schon, dass ich Energie brauche.


Das Wetter wird ein wenig besser, wir ziehen unsere Ponchos aus und das erste Hoch – Runter wird ganz gut. Es ist ein gut ausgebauter Wirtschaftsweg, der uns zum ersten Strand leiten würde, wenn der Weg nicht ca. 50 Meter davor rechts wieder bergauf laufen würde. Auf diesem Teil der Strecke könnte man sich glatt auf der Autobahn vermuten. Es sind wirklich viele Autos unterwegs. Der überwiegende Teil mit offiziell aussehenden Menschen drin. Der Weg führt uns jetzt von der Küste weg, durch einen schönen Wald, immer noch entlang eines Wirtschaftsweges.
Nach rund sieben Kilometern treffen wir auf die ersten autolosen Lebewesen. Eine Herde Ziegen kreuzt unseren Weg. Die scheinen dort frei und wild rumzulaufen, weil wir weder einen Zaun noch einen Menschen sehen. Wir begutachten einander, die Menschen dieser Begegnung machen die unvermeidlichen Fotos und die Ziegen drehen futtersuchend in die Richtung ab, aus der wir gekommen sind. Da es leicht wieder anfängt zu nieseln, nehmen wir diese kleine Unterbrechung und rüsten wieder auf.

Der Regen wird immer schlimmer und je näher wir wieder der Küste kommen, desto mehr Wind kommt auf. Dann wie aus dem Nichts stehen wir vor demselben. Den „Weg“ sehen wir nur, weil uns Menschen bergauf entgegenkommen. Es ist steil. Es ist rutschig. Es ist kein Spaß. Wenn man den Pfad nimmt, ist der Untergrund Ton nicht unähnlich. Durch den vielen Regen schwer geworden, haftet er hervorragend an den Schuhen und verstopft die Profile. Das hat zur Folge, dass es glitschig wird. Und das steil bergab. Das viele Wasser hat hier jetzt den Vorteil, es hat sich ein Rinnsal gebildet, also ein Abfluss, wo das ganze Wasser die Lehmschicht weggespült hat und nur noch Geröll ist. Wenn man die Wahl hat, steil bergab Schlittschuh zu fahren (übrigens ohne Geländer oder sowas) oder man restlos nasse Füße bekommt, weil das Wasser des Rinnsals auch in die Schuhe läuft….. Ich habe mich für Letzteres entschieden. Übrigens sind Ponchos gut bei Regen – aber bei Regen UND Wind UND Kraxeln wird das eine ganz andere Nummer. Der Poncho hing mir zwischenzeitlich um den Hals, weil ich keine Kapazitäten hatte, ihn die ganze Zeit wieder runterzuzerren, was der Wind sofort wieder nach oben geweht hat.
Die Aussicht muss spektakulär sein auf diesem Teil der Strecke, aber unsere Kapazitäten waren ausgereizt.


Endlich unten angekommen, Blick nach oben, es ging genauso weiter, nur halt bergauf. Darauf erst mal ein Wasser, Schnaps hatten wir nicht dabei.
Also murren hilft nix, die nächste Straße ist zu weit weg, los geht’s. Bergauf ist bei diesen Verhältnissen definitiv einfacher als bergab. Dieses erste Tal war dann auch das schlimmste. Nachdem wir uns wieder auf die Steilküste hochgearbeitet hatten, kam nach rund zwei Kilometern der nächste Abstieg zu einem Strand, den es zu kreuzen galt. Wir kreuzen den Strand und stehen schon wieder vor einer Felswand. Meine Freundin schaut: “Sind wir hier richtig? Hier ist kein Weg.“ Oh doch. Je näher wir kommen, desto klarer wird, wir müssen fast senkrecht nach oben. Aber nur ein paar Meter, dann geht es wieder einfacher weiter. Der Wind und der Regen werden immer schlimmer. Doch der nächste Strand kommt. Wieder einen kurzen Weg nach unten und wir sehen einen sehr langen Strand. Hier geht der Weg gemäß den Zeichen entlang der Kante, nicht sonderlich hoch, aber stetig hoch und runter. Im Nachhinein betrachtet hätten wir auch entlang des Strandes gehen können. Das Wasser war weit genug weg (wobei, wir hätten auch durch das Meer laufen können, in die Schuhe hat ohnehin kein Wasser mehr gepasst).


Am Ende des Strandes gibt es eine Strandbar und ein Restaurant. Beides hatte leider zu. Hätten wir hier ein Taxi bekommen und wenn der uns nasse Ratten mitgenommen hätte, wir wären gefahren. So haben wir an dem Punkt den offiziellen Weg verlassen, wir wollten nur noch ins Trockene und sind den kürzesten Weg entlang der Straße gelaufen.
An unserer Unterkunft angekommen (Casa da Horta, sehr empfehlenswert), habe ich erst mal die Schuhe ausgezogen und ausgeleert. Wir durften ohne großes Drumherum erst mal ins Zimmer, weil wir alles vollgetropft haben. Nach einer Dusche, wieder trockenen Kleidern und dem weiträumigen Verteilen der nassen Klamotten und einem Tee haben wir erst einmal Kriegsrat gehalten, was den folgenden Tag anbelangt. Wir hatten einen Pausentag vorgesehen, allerdings nicht gleich am dritten Tag. Aber manchmal muss man Pläne anpassen und der Folgetag wurde einfach zum Pausentag deklariert, um alles einigermaßen trocken zu bekommen.
Casa da Horta; kleine einfache Unterkunft, sehr liebevolle Zimmergestaltung, das Essen sehr schmackhaft und das Frühstück super liebevoll gemacht. Achtung, in der gleichen Straße gibt es noch eine Unterkunft, die das Horta im Namen führt.
