Mein Bruder hatte mir zu meinem 50. Geburtstag eine Reise in diese Gegend geschenkt. Leider war dieser Geburtstag mitten zu Zeiten von Corona. Dann kam der Krieg in der Ukraine und ich habe es aufgeschoben. Zumal ich mich mit der Gegend noch nie befasst hatte und im ersten Moment auch nicht so richtig wusste, was tun dort.
Nach einiger Recherche habe ich dann festgestellt: In der Gegend hat sich im 19. Jahrhundert der Adel so richtig ausgetobt. Allein das Haus Hohenzollern hat dort drei Königssitze bauen lassen. Es gibt jede Menge Schlösser und Burgen zu sehen.



Auch meine Unterkunft, das Schloss Fischbach (Zamek Karpniki) ist solch ein ehemaliges Adelshaus. Eine Investorengruppe hat dieses Haus seinerzeit aufgekauft und ganz wundervoll renoviert. Im Haus selbst gibt es neben dem Restaurant auch ein Hotel, eine kleine Wellnessoase inklusive. Das Frühstück ist sehr gut, mit breiter Auswahl und auch das Buchen der Halbpension hat sich als gute Wahl erwiesen. Die Einrichtung ist mit alten Möbeln, Ritterrüstungen und Hirschgeweihen an der Wand exklusiv. Kleines, witziges Detail: Der letzte Besitzer vor dem 2. Weltkrieg war der Prinz von Hessen. Und so als gebürtige Hessin….
Nach einem Blick auf die Landkarte und ein wenig Planung hatte ich dann eine Runde zu zwei weiteren Schlössern ausgekundschaftet. Fertige Wanderungen, wie ich sie von hier kenne, habe ich keine gefunden. Es gibt Wegweiser und einige Langstreckenwanderungen, aber so Rundwanderungen scheinen eher unbekannt zu sein.

Also machte ich mich nach einem ausgiebigen Frühstück auf zu meinem ersten Schloss -Lomnitz (Pałac w Łomnicy). Mein Weg führt von meiner Herberge direkt links weg, eine leichte Anhöhe hinauf und verschwindet gleich im Wald. Durch Wald und Wiese komme ich auf Forstwegen nach zwei Kilometern gleich in den Ort Krogulec. Hier geht es entlang der Hauptstraße, bis ich an der Bushaltestelle links abbiege. Es gibt in dieser Gegend außer den vielen Schlössern auch viele Teiche. Ich folge nun einem Weg zwischen lauter kleinen Teichen entlang.

Der Weg ist einsam entlang einer Hügellandschaft mit schön blühenden Wiesen und vereinzelt bestellten Feldern. Erst nach rund sieben Kilometern erreiche ich den eigentlichen Ort Lomnitz. Da ich den Weg nicht direkt entlang einer Straße gehen will, nehme ich einen kleinen Umweg in Kauf, der leicht oberhalb des Ortes durch ein Wohngebiet führt. Nach diesem kleinen Umweg erreiche ich das Schloss. Gegenüber von dem Schloss haben die findigen Besitzer wohl ehemalige Ställe umgebaut in kleine Läden und ein Restaurant. Es gibt eine kleine Bäckerei, ein Allerlei-Laden (alles aus der Gegend, von Marmelade über Töpferware bis eingelegtes Sauerkraut) und einen Laden mit Leinen-Klamotten. Dort werde ich auch prompt fündig, weil ich mir die Zeit vertreiben muss, bis das Restaurant aufmacht. Der Besitzer heute ist der Enkel des letzten Besitzers vor dem Krieg. Nach der Enteignung nach dem Krieg und der russischen Einflusszone haben er und seine Frau mit einem polnischen Partner das Familienschloss 1991 als Ruine wieder aufgekauft und sanierten und renovierten nach und nach das Schloss, das heute ein Hotel mit Restaurant ist. Dieses Schloss kann man auch besichtigen.


Nach dieser kleinen Pause geht es, keinen Kilometer weiter, zur nächsten Luxusherberge, die früher ein Schloss war, Schloss Schildau (Pałac Wojanów). Dieses kann man nur von außen betrachten. Entlang einer wenig befahrenen Straße komme ich alsbald in den nächsten Ort Bobrów. Als erstes komme ich an einer sehr alten Kirche vorbei. Vor der Kirche stehen Sargabdeckungen mit Reliefarbeiten. Aus der Kirche höre ich viele Arbeitsgeräusche. Die Tür ist verschlossen. Das Schild kann ich mangels Polnischkenntnissen nicht lesen, aber ich fotografiere es, weil es mich wirklich interessiert, wie diese Kirche heißt und ob ich etwas über die Geschichte herausfinden kann. Das erste klappt (die Kirche heißt Himmelfahrt der heiligen Jungfrau Maria), leider erfahre ich über die Geschichte nichts. Falls also wer dies hier liest und mir etwas über das Alter dieser Kirche sagen kann…. Immer gern.

Vorbei an der Kirche ins Ortsinnere geht es über eine Brücke des Bobrów zu einem Schloss, was wohl bisher bei der Neubesitzerfindung noch kein Glück hatte. Ich kann die Ruine von außen betrachten und bin stante pede verliebt. Wenn also wer so ein paar Millionen zu viel hat…… gerne her damit.


Bald verlasse ich den Ort und laufe durch den Wald entlang von Teichen wieder Richtung Karpniki. Auf komoot sehe ich noch ein weiteres Herrenhaus, das ist aber offensichtlich in Privatbesitz, das Zugangstor ist geschlossen. Noch einen Abzweig weiter und ich bin wieder in meinem Hotel.
Was an dieser Runde wirklich außergewöhnlich war außer der Schlösserdichte: Mir sind auf dem gesamten Weg (abseits der Hotels) gerade einmal vier Menschen begegnet, wovon zwei Förster waren. Zwei andere erschienen mir ebenfalls Wanderer zu sein. Wer also in Ruhe durch die Natur schweifen will und dabei ein wenig in „cultura“ machen will, dassHirschberger Tal sei hiermit empfohlen.
