Wandern in London – mal ein anderer Ansatz, diese Metropole zu kennenzulernen. Und es gibt viele Möglichkeiten dazu.
Schon vor einigen Jahren hat mir eine Freundin ein Buch ausgeliehen namens „Hidden Hikes“ (ich habe es gegoogelt, aber exakt dieses habe ich nicht mehr gefunden), bevor ich damals nach London gefahren bin. Schon da bin ich einen tollen Weg von Camden Market entlang des Regents Canal Towpath bis in die Nähe von Canary Warf gelaufen.
Solche Wege gibt es einige in London. Der Weg meiner Wahl in diesem Jahr war weder „Hidden“ oder gar schwer zu finden. Ich wette sogar, dass so ziemlich jeder Londontourist ihn in Teilen schon gelaufen ist. Er geht entlang von fast allen großen Sehenswürdigkeiten, die direkt an der Themse liegen – den Thames Path. Der startet an sich an der Quelle der Themse in den Cotswolds und endet in Woolwich, am östlichen Ende Londons, und ist insgesamt fast 300 Kilometer lang.

eine Freundin und ich hatten uns ein verlängertes Wochenende ausgesucht, um dem Weg einmal quer durch London zu folgen, grob von Richmond bis zum Ende in Woolwich. Soweit der Plan, den wir im Winter geschmiedet haben.
Nun begab es sich aber, dass in diesem Jahr, just auch an diesem Wochenende, Rekordtemperaturen von über 30 Grad in London waren. Die Etappen durch London sind Asphalttouren und somit noch mal ein Stück wärmer wie ohnehin schon. Wir wollten es nicht bleiben lassen, sind also gelaufen, haben aber im Sinne der Gesundheit erheblich abgekürzt. Anstatt der geplanten fast 40 Kilometer wurden es am Ende „nur“ runde 25 Kilometer.
Wenn es euch trotzdem interessiert, wie es war – einfach weiterlesen. 👍💕
Meine Freundin und ich sind dieses Mal umweltfreundlich mit der Bahn angereist. Und alles hat super geklappt. Auch auf deutscher Seite alles pünktlich. Unser Hotel war auch gleich in der Nähe von St. Pancras, das Crestfield Hotel (www.crestfieldhotel.co.uk).
Leider ohne Frühstück, aber in der Nähe vom Bahnhof und auch im Bahnhof gibt es allerlei Möglichkeiten dazu.
So sind wir am ersten Morgen auch gleich los marschiert mit dem erklärten Ziel, uns direkt nach dem Frühstück zur Themse aufzumachen, weil es für hiesige Verhältnisse mit über 30 Grad sehr heiß werden sollte. Die ersten drei Kilometer waren also erst mal Zuweg. Unterwegs kamen wir an einer Kirche vorbei, die mich sofort hat innehalten lassen. Alles an der Bauweise schrie „Templer“ und so war es dann auch die Temple Church. Gerade als wir davorstanden, hat sie auch geöffnet. Für mich eine offene Einladung sofort hineinzugehen. Meine Freundin wollte nicht mit rein, ich habe sie draußen im Schatten geparkt😉 (Sorry Yvonne).


Nachdem ich mir die Kirche angeschaut habe, geht es dann auch weiter zur Themse. Wir erreichen den ursächlichen Weg ein wenig westlich vom London Eye und haben gleich einen schönen Blick auf eben dieses Riesenrad in Kombination mit Big Ben und Westminster. Das Besondere am Thames Path ist, dass er auf beiden Seiten der Themse in der City entlanggeführt wird. Abseits dieser Kernstadt ist er jeweils auf der einen oder der anderen Seite. Wir fangen also an der Nordseite der Themse mit dem Weg an, was bedeutet, dass wir durch den Victoria Embankment Gardens genauso durchgehen wie direkt am New Scotland Yard vorbei. Am Big Ben wechseln wir das erste Mal an dem Tag die Seite und gehen auf der Südseite weiter. Das hat zum einen den Grund, dass der Weg auf der Nordseite tatsächlich so nicht weitergeht, wegen Westminster, aber auch weil die andere Seite mehr Schatten verspricht.


Auf der Südseite ist auch gleich unterhalb der Westminster Bridge ein Fotohotspot, voll mit insbesondere asiatischen Touristen, die das Ensemble Big Ben-Westminster aufnehmen wollten. Nachdem wir uns dort durchgeschlängelt haben, kommen wir an einer Mauer vorbei mit unfassbar vielen Herzen. Bei näherem Hinsehen und Googeln stellt sich heraus: Das ist das Covid Denkmal und jedes Herz ist ein an Covid verstorbener Mensch. Es sind unfassbar viele Herzen. Wir sind uns nicht einig, ob der Ort gewählt wurde, weil direkt gegenüber das Parlament tagt und England darauf hinweist, dass seine Covidpolitik auch nicht so super war, oder weil es direkt am St. Thomas Hospital ist, wo sehr viele Menschen verstorben sind. Auf jeden Fall – beeindruckend.
Bei dem Wetter trinken wir sehr viel, was den Nachteil hat…. Man braucht eine Toilette. Öffentliche Toiletten haben wir selten gesehen auf dem Weg. Das „Garden Museum“ mit Café war geschlossen wegen einer ebensolchen Gesellschaft. Das als Kneipe umfunktionierte Hausboot hatte keine Toilette. Also haben wir unseren Marsch an einer „echten“ Kneipe unterbrochen und uns was zu Trinken geholt, um die Toilette nutzen zu können. Die Plätze außen waren im Schatten, was die Entscheidung sehr erleichtert hat.

Das nächste Highlight ist das Gebäude des MI6 an der Vauxhall Station. Selbst wenn man das nicht weiß, allein die martialische Außenbefestigung lässt den Schluss zu, hier will jemand nicht, dass wer reinkommt. Oder raus. Hier müssen wir auch wieder die Seite wechseln. Wir möchten am Wasser bleiben wegen der Brise, aber auf der Südseite geht der Weg dann recht weit vom Wasser weg wegen einiger großen Firmen.
Auf der Nordseite kommen wir alsbald an den Liegeplatz von einigen Hausbooten. Offensichtlich sind die teilweise zu vermieten. Bei der nachgelagerten Recherche finde ich, dass das bestimmt eine tolle Sache ist und auch preislich durchaus attraktiv, wenn sich mehrere ein Boot teilen. Immer vorausgesetzt man kann mit Booten. 😎


Gleich an der nächsten Brücke wechseln wir wieder auf die andere Seite, weil dort rechter Hand ein Park auftaucht. Links ist ein großes Gebäude, wo allerhand los ist. Es ist sogar ein eigener Halt der Uber Ferry. Wir finden heraus, dass das die ehemalige Battersea Power Station ist, die umgebaut worden ist zu einem Konsum- und Gourmettempel. Wir haben weder Hunger noch Lust zu shoppen und biegen direkt in den Battersea Park ein. In alter Zeit war dieser Park wohlbekannt als Austragungsort von Duellen. Ob die Pagode im Park deswegen „Friedenspagode“ heißt? Wir gehen nicht weit in den Park hinein, weil wir am Wasser bleiben wollen.
An einer der Parkbänke halten wir Kriegsrat. Wir werden heute auf keinen Fall mehr bis nach Richmond kommen. Die Wasservorräte sind fast aufgebraucht. Und am Abend haben wir noch Karten für das Musical SIX (mein absolutes Lieblingsmusical). Der Blick auf die Karte verspricht einen Uber Ferry Halt in knapp zwei Kilometern Entfernung.


Die Entscheidung ist im Angesicht von mehr als 30 Grad schnell getroffen. Wir wechseln wieder die Seite und laufen auf der Nordseite weiter, entlang einer sehr interessanten, neuen Brückenkonstruktion, die den Chelsea Creek überspannt. Bald schon sind wir am Halt „Chelsea Harbor Pier“ und haben Glück, das Uber Boot kommt keine zehn Minuten später. Das Boot ist allerdings um einiges teurer als der normale Metro Tarif, aber dafür haben wir einen großartigen Eindruck, wie weit wir eigentlich gelaufen sind.
Wir fahren bis zum Westminster Pier, sehen zum zweiten Mal heute Big Ben und fahren zum Hotel, schnell duschen und gleich weiter zum Musical.
Sehr anstrengend der Tag, aber voller toller Eindrücke. Morgen ist ein reines Besichtigungsprogramm geplant. Aber das ….. lest ihr in der nächsten Ausgabe.


