Der Tag beginnt mit der Busfahrt zurück nach Ruhla. Leider fährt sonntags genau zu meiner Lieblingsstartzeit kein Bus, sondern nur alle zwei Stunden. Aber nun gut. Ich versuche einen anderen Zuweg, weil es bei Komoot so aussieht, als gäbe es eine Abkürzung. Aber wer Komoot kennt, weiß: Nicht immer ist dort auch tatsächlich ein Weg, auch wenn es auf der Karte so aussieht (in Madeira hat das einmal damit geendet, dass ich mitten im Stechginster beschlossen habe, Komoot nie wieder ohne Weiteres zu glauben, wenn es behauptet, dass hier und nur hier der Weg ist). Also startet die Etappe gleich mit einem kleinen Umweg. Aber das Wetter ist super, es ist noch recht kühl, es sind wenig Leute unterwegs, alles super.
So laufe ich die ersten zwei Kilometer halt doppelt. Kurz nach der Stelle, an der ich gestern abgebogen bin, kreuze ich eine Landstraße und gleich links ist die erste (und bis zum Schluss auch letzte) Einkehrmöglichkeit. Heute ist Muttertag und dementsprechend ist alles voll. Ich gehe weiter. Nach rund fünf Kilometern verlässt der Pummpälzweg den Rennsteig nach rechts abbiegend. Dort ist eine Wand mit lauter geschnitzten Reliefs von Sagengestalten von verschiedenen Künstlern. Wenn mich bis jetzt noch vereinzelt Radler oder Wanderer begleitet haben, wird es jetzt sehr einsam. Hier ist kein Mensch mehr unterwegs und das an einem Sonntag mit Bombenwetter.


Nach rund acht Kilometern habe ich eine ungewöhnliche Begegnung. Ich habe noch nie eine Ringelnatter lebend, live und in Farbe gesehen. Hier schlängelt sich eine über den Weg. OK, sie ist noch jung, kaum zwanzig Zentimeter lang, aber es ist eine Ringelnatter. Und gleich ringelt sich auch die Natter und geht in Verteidigungshaltung. Ich ärgere sie ein wenig mit geschätzten 100 Fotos und mache mich dann weiter den wunderschönen Weg entlang. Ein wenig hoch, ein wenig runter, nix wirklich Anstrengendes, schön zu laufen.


Nach rund zehn Kilometern kommt man an das ehemalige „Forsthaus Kissel“. Ist wohl schon ein paar Jahre geschlossen. Ab hier geht der Weg erstens bergab, zweitens ist ab hier viel Asphalt und drittens geht`s hier genau deswegen zu wie auf der Zeil.. Jede Menge Autos, Fahrräder, Motorräder. Ich frage mich ehrlich, wo die alle hin wollen. Irgendwann biegt der Wanderweg wieder rechts ab. Ich bin ein wenig verwundert, als ein Motorradfahrer mit bayerischem Kennzeichen in diesen offensichtlichen Wanderweg einbiegt und hinter der Biegung verschwindet. Es klärt sich, als ich ihn nach rund einem Kilometer wiedersehe, rastend auf einer Bank mit Knalleraussicht. Anscheinend kannte der Mann sich aus.
Ein wenig weiter komme ich an eine Ecke, an der der Weg ausnahmsweise mal nicht hervorragend ausgezeichnet ist. Man folgt hier nämlich nicht dem Forstweg, sondern schlägt sich links hinter einem schönen Rastplatz auf einen Singletrail. Nur weil ich neugierig den Rastplatz mit Pummpälz Sagenschild beäugen möchte, fällt mir das auf. Der Weg geht beständig abwärts, vorbei an einer wunderschönen Orchideenwiese, weiteren Sagentafeln und dem ein oder anderen Rastplatz. Daran herrscht auf diesem Weg keinerlei Mangel.


Nach 14 Kilometern bin ich in Gumpenstadt und dort wohnt der Pummpälz an einem Bach. Man muss ein wenig aufpassen hier, insbesondere abends, erklärt mir ein einheimischer Gassigänger, der mich anspricht, weil er denkt, ich wäre orientierungslos. Da sitzt der Pummpälz gerne an seinem Bach und wartet auf vorüberziehende Heimkehrer, um seine Backpfeifen zu verteilen. Und gleich bekomme ich auch noch den Tipp, dass an meinem Weg ein Grenzstein liegt, der von Goethe persönlich hier vermessen wurde. Der ältere Herr ist sichtlich stolz, einer Touristin die Besonderheiten Gumpenstadts zu erzählen.
Weiter geht es durch blühende Rapsfelder und über asphaltierte Wirtschaftswege nach Witzelroda. In beiden Orten habe ich weder eine Gaststätte entdeckt noch irgendeinen Laden, wo man hätte was einkaufen können (nicht, dass es an einem Sonntag offen gewesen wäre, grundsätzlich). Wer diesen Teil des Weges so läuft, muss genug zu Trinken dabei haben. Am Anfang gibt es gleich zwei Quellen, die sich eignen, aber auf großen Teilen des Weges ist nichts,
Nach Witzelroda geht es in den Schlussspurt über. Nach weiteren zwei Kilometern ist das offizielle Wegende, die Kunstruine Burg Frankenstein, erreicht. Es ist ein Nachbau der im 14. Jahrhundert erbauten Burg. Hier gibt es auch ein Hotel und eine Vereinsstätte. Da ist heute was los und ich platze mit meiner Frage nach der Toilettennutzung in eine Familienfeier. Aber die Leute sind nett und ich sehe offensichtlich nach dringendem Bedürfnis aus.

Von hier auf geht es freestyle nach Bad Salzungen, um den stündlichen Zug nach Eisenach zurück zu bekommen. Ich habe weder Zeit noch Lust, mir den Ort näher anzuschauen dieses Mal. Aber das Gradierwerk sieht schon mal schön aus. Mit Sicherheit wird es mich nochmal in diese Gegend verschlagen.

Fazit: Der Weg ist gut an dem ÖPNV angeschlossen. Man kommt von Eisenach und Bad Salzungen mit der DB nach überall hin. Wer nicht an einem Ort übernachten will und die tägliche Anreise machen will, kann in Ruhla unterkommen oder direkt am Weg im Hubertushaus (www.hubertushaus-ruhla.de ). Ich kann es nicht beurteilen, da ich noch nicht mal drin war.
Die erste Etappe ist gut mit Trinkstellen oder Einkehrmöglichkeiten bestückt, die zweite Etappe nicht.
Die zweite Etappe ist sehr asphaltlastig.
Insgesamt ein schöner Weg mit dem Highlight Wartburg am Anfang und locker in zwei Tagen zu laufen. Manch einer läuft den mit Sicherheit auch in einem, da die Gesamtlänge mit Zu- und Abläufen mit rund 37 Kilometern beträgt.
