Wer Bautzen hört und alt genug ist, denkt automatisch an den Stasi Knast seinerzeit, der als einer der schlimmsten Gefängnisse in der DDR galt. Heute gibt es dort eine Gedenkstätte. Das war von vornherein nicht mein Ziel.
Auf meinem Weg nach Polen, wollte ich nochmal einen Stopp einlegen und hab mir die Karte angeschaut und bin über Bautzen gestolpert und die dortige Burg, die Ortenburg.
Schon bei der Abfahrt von der Autobahn, Bautzen liegt sehr nah an der A4, sehe ich die Stadtmauer und die alten Gebäude rund um die Burg. Die Erwartung steigt ad hoc.

Einen Parkplatz habe ich dann auch schnell gefunden im Kornmarkt Center das direkt an die Altstadt angrenzt. Von dem Ausgang zum Hauptplatz von Bautzen mit der Touri-Info sind es keine 200 Meter. In der Touri-Info findet man neben Bautzener Senf Variationen und Postkarten, auch einen Lageplan mit zwei eingezeichneten Stadtrundgängen. Einen entlang der Stadtmauer, hinterlegt mit rund einer Stunde Marschzeit und einen etwas davon entfernt mit zwei Stunden angegeben. Da ich ohnehin immer etwas länger brauche, weil ich die Infotafeln entlang des Weges auch lese und immer Bilder mache und heute ja noch nach Polen will, entscheide ich mich mit dem kürzeren Weg anzufangen.

Aus der Info raus an der Kirche vorbei und schon ist man zwischen den alten Häusern. Bautzen ist eine alte Stadt, die das Glück hatte, nie wirklich zerstört worden zu sein. Die Ursprünge der Ortenburg wurden vermutlich schon 958 erbaut. Die Gebäude, durch die ich schlendere, sind spätes Mittelalter, hervorragend saniert. Bald komme ich an ein prächtig gestaltetes Gebäude, dem Eingangsportal zum Domstift St. Peter aus dem Jahr 1755. Links daran vorbei entlang der wunderschönen Schlossstraße geht es durch ein Turmportal zur Ortenburg.

Hier wird gerade für eine Veranstaltung eine Bühne aufgebaut. Hier findet sich auch das Sorbenmuseum. Die Sorben sind eine anerkannte Minderheit aus dem Slawischen Raum mit eigener Sprache. Die Schilder in Bautzen sind alle neben deutsch, auch in Sorbisch geschrieben. Bautzen ist eine der Hochburgen der Sorben.


Hier verlasse ich den vorgeschlagenen Stadtrundgang und gehe außen an der Stadtmauer weiter. Der Blick auf die andere Seite der Stadt und die Spree, die hier durchfließt, sind trotz des lala Wetters schön und lassen vermuten, wie schön es hier sein kann, wenn mal die Sonne durchkommt.
Wieder durch einen Torbogen und schon steht man vor dem Wasserturm, einer der jüngsten Türme der Stadt, und für genau das gedacht, was der Name vermuten lässt, die Wasserversorgung. Bereits im 16. Jhd. Wurde hier der Wasserbedarf der wachsenden Stadt aus der unterhalb liegenden Spree mit Schöpfwerken gesichert. Gegenüber von dem Turm ist ein Kräutergarten angelegt. Rudolph Buchheim, ein der ersten experimentellen Pharmakologen, ist ein Sohn dieser Stadt. Er hat sich schon früh für die chemischen Inhaltsstoffe auch der Pflanzen interessiert und wie sie jeweils wirken.



Entlang der äußeren, jüngeren zweiten Stadtmauer geht es in Richtung Friedensbrücke. Von dieser Brücke hat man einen schönen Blick auf die Stadt.
Zurück geht es jetzt wieder Richtung Auto, durch die Shopping Mall noch etwas essen und weiter geht’s in Richtung Osten.
Bautzen hat mich sehr an Rothenburg o.d.T. erinnert, nur sehr viel weniger voll. Und da Montag war, waren alle Museen geschlossen. Hier komme ich mit Sicherheit mal wieder vorbei, mit mehr Zeit. Als Unterkunft ist mir direkt in der Schlossstraße auch gleich was ins Auge gefallen. Das „Apart One“ sieht sehr vielversprechend aus.

