Mexiko City ist riesig. 22 Millionen offizielle Einwohner auf dem Weg zur Arbeit führen zu einem ständigen Kampf auf der Straße. Deswegen fahren wir auch erst gegen 10 Uhr los, weil da die meisten schon wieder weg sind. Wir kommen auch gut durch, allerdings wohnt meine Freundin im Süden der Stadt und wir müssen einmal quer durch und das dauert selbst ohne Stau rund eine Stunde. Einmal aus Mexiko City raus, ist es dann nochmal ca. eine Stunde bis Theotihuacan. Zum Glück ist Montag und die Schule hat heute gerade erst wieder angefangen, sprich es sind nicht viele Leute da. Es gibt viele Parkplätze und man sollte sich merken, auf welchem man steht.

Der Eintritt, ohne Parkgebühr, ist mit 95 Pesos sehr günstig. Gleich zu Beginn findet man Läden für allerlei Schnickschnack, heute erweitert um „Obsidiananhänger“ für die Sonnenfinsternis. Aber man muss nicht gleich dort zuschlagen, auf dem gesamten Gelände gibt es genug Händler.
Man läuft vom Eingang direkt auf den Tempel des Quezalcóatel zu. Hier haben sich heute eine Gruppe Esoteriker versammelt, die wohl einem alten Ritus folgend die Sonnenfinsternis begrüßen. Interessant ist bei der Gruppe – nur Gringos. Seien es Nordamerikaner oder Europäer, aber Einheimische sind bei dem Trupp nicht dabei.
Unsere beiden mexikanischen Begleiterinnen erklären uns, dass auf man auf dem Tempel stehend, bei Arme nach oben haltend, positive Energien von der Sonne aufnehmen kann. Da ein solcher Beistand niemals schaden kann, machen wir das auch schön brav mit.

Dergestalt gestärkt gehen wir ein paar Meter zurück, biegen rechts ab und befinden uns auf der Straße der Toten. Die geht komplett durch bis zur in der Ferne sich abzeichnenden Mondpyramide. Der Weg ist ähnlich unserem Kopfsteinpflaster, teilweise aus Lavagestein, es geht Treppen hoch und Treppen runter, also bitte wer sich dorthin begibt, festes Schuhwerk ist hier angebracht. Rechts und links des Weges gibt es Bauten, die vermutlich Wohngebäude waren. Durch die Sonnenfinsternis ist das Klima angenehm, die Sonne brennt nicht so. Auf der gesamten Strecke gibt es keinen Schatten. Viele liegen und stehen herum und beobachten das Himmelsspektakel, was allerdings schon im Abklingen begriffen ist.
Wir nähern uns der Sonnenpyramide, welche vom Grundriss her die drittgrößte Pyramide der Welt ist. Beide Pyramiden konnte man bis letztes Jahr noch erklimmen, heute ist es verboten.

Linker Hand kommt als nächstes der Palast des Quetzalpapalotl, sozusagen der Palast vom Chef. Noch ein paar Schritte weiter steht man vor der Mondpyramide. Von den Erbauern ist leider nichts überliefert, somit ist man auf Interpretation angewiesen. Allerdings ist die Anlage sehr alt. Selbst die Atzteken haben diese Stadt schon nur als Ruine vorgefunden. Vermutlich war ihre Hochzeit zwischen 100 und 600 n. Chr. und sie war zu dieser Zeit mit geschätzten 200.000 Einwohnern die größte Stadt der Welt.


Jetzt müssen wir uns entscheiden, ob wir den gleichen Weg zurück laufen, oder außen herum und wir entscheiden uns für die Variante zwei. Nachdem die Sonne hinter dem Mond wieder komplett hervorgekommen ist, wird es nämlich wieder sehr warm.
Von den Pyramiden aus fahren wir zu einem Restaurant, was in eine Grotte gebaut ist. Da wir keine Reservierung für das „La Gruta“ haben, müssen wir ein wenig warten.

Hier gibt es traditionelles mexikanisches Essen und wir bestellen gefühlt die halbe Karte, alles kommt in die Mitte und jeder probiert sich durch. Von Sopas über Trio de Quesadillas, Molcajete bis Mole, alles steht auf dem Tisch. Dazu gibt es Wasser in verschiedenen Geschmacksrichtungen wie z.B. Tamariske oder Hibiskus. Ich probiere meine erste Heuschrecke, aber ich glaube ohne Muss bleibt es auch die Letzte. Nicht das es nach irgendwas schmeckt, aber mein Kopf sagt einfach: „Spinnst du jetzt?“ Mein persönlicher Favorit ist abgesehen von der göttlichen Guacamole mit Schweineschwarte kross gebacken (ähnlich wie das auf dem Schweinebraten, nur ohne den Braten), die Mole. Das ist in diesem Fall Huhn in einer Schoko-Chili-Sauce und Reis. Je nach Region variiert die Soße ein wenig, aber immer ist Schokolade mit dabei. Es gibt in Mexiko mehr als 20 Varianten davon.

Nach dieser Völlerei wollen wir zurück nach Mexiko City, was etwas abenteuerlich wird. Abgesehen davon, dass auch die mexikanischen Navi-Damen nicht immer den bequemsten Weg nehmen, wir sind von einem Feldweg auf die Autobahn geführt worden, hat es irgendwann gestaut und uns kamen jede Menge Autos entgegen. Als auch unsere Fahrerin einfach mal angefangen hat zu wenden, haben wir vorsichtig mal gefragt, was denn so vorgeht. Vor uns war eine Vollsperrung und anstatt brav zu warten, wie wir es machen würden bis die Polizei uns sagt dass wir wenden dürfen, wendet man, haut den Warnblinker rein und hofft, dass die entgegenkommenden Busse und LKW´s schon durchdringen was wir da gerade treiben. Bis wir die nächste Abfahrt erreicht haben, sind wir nass geschwitzt. So ähnlich geht es dann noch eine Stunde weiter, mit ähnlichen Aktionen, die für uns faktisch undenkbar sind, aber….. wir sind heil angekommen.