
Meine Nacht ist um sechs Uhr vorbei. Ich kann partout nicht mehr schlafen was dumm ist, weil Frühstück gibt es erst ab neun Uhr. Ich stöbere in meinen Vorräten; Ich habe immer irgendwas dabei, esse einen Rest Schokolade und eine Handvoll Nüsse. Da sonst noch keiner unterwegs ist, entschließe ich mich eine Runde zu Laufen. Um Komoot zum Laufen zu bekommen suche ich DEN Hotspot hier für das WiFi und finde ihn nach einigem Suchen auch. Damit läuft auch Komoot und ich kann mal schauen, was hier wo ist. In der nächsten Nähe ist ein See, an dem wir auch gestern vorbei gefahren sind und ich laufe einfach mal dahin. Es ist nicht wirklich weit und es ist kälter wie gedacht, nachdem es gestern so um die 30 Grad war.
Nach rund einer dreiviertel Stunde bin ich wieder zurück und auch die beiden Belgierinnen sind mittlerweile unterwegs an dem WiFi Hotspot. Der Koffer von der Einen ist immer noch verschollen. Ob die KLM es noch schafft den Koffer wieder aufzutreiben wird die Zukunft zeigen. Dann ist endlich Frühstückszeit. Ich liebe ja dieses Mus aus schwarzen Bohnen, was hier auch zum Frühstück gereicht wird. OK an sich esse ich das eher am Abend, aber wir wollen ja nicht zu wählerisch sein.


Dann ist auch schon bald Zeit sich für den ersten Teil der Hochzeit vorzubereiten. In unserm Fall wird hier erst vor dem Staat und am Nachmittag vor der Kirche geheiratet. Alle sind sehr schick hergerichtet. Ich verstehe zwar nicht, was der Standesbeamte erzählt, aber es hört sich gut an. Nach einer halben Stunde ist der Spaß vorüber und es ist „Pause“ bis um 16 Uhr, dann geht die Kirche weiter. Ich hau mich ein wenig hin, weil ich mir schon denke, dass das am Abend eher spät wird.
Kurz vor 16 Uhr komme ich dann in der Kapelle an und ich bin überrascht. Fast alle Damen und alle Herren haben sich komplett umgezogen. War es für den Staat noch feierlich aber eher gediegen, blinkt es jetzt an allen Ecken und Enden. Pailletten, die Herren mit Fliege statt Krawatte es ist das ganz große Kino. Auch Karla hat das eine Hochzeitskleid ohne viel bling-bling getauscht gegen eine Robe mit einer mindestens drei Meter langen Schleppe. Und falls jemand den gleichen Bericht wie ich in Vorbereitung zu einer mexikanischen Hochzeit liest – keiner trug einen Hut. Weder die Herren noch die Damen. (war ein kleiner Schreck für mich kurz vor Abflug, weil ich in einem Reiseführer gelesen hatte Hochzeit in Mexiko nur mit Hut).


Aber es gab andere Dinge die unterschiedlich waren zu Hochzeiten in Deutschland. Ich habe es bei uns noch nie gesehen, dass die gesamte nähere Verwandtschaft (Eltern, Geschwister, Tanten, Nichten und Neffen) sich vor der Kirche aufreihen müssen um in die Kirche einzuziehen. Der Bräutigam vorne in dieser Phalanx und die Braut hinten.
Beeindruckt hat mich der Pfarrer. Nicht dass ich ihn verstanden hätte, aber er hat mit großer Gestik und unter Einbeziehung der Teilnehmenden seinen Teil vorgetragen, das war doch recht kurzweilig. Das Nächste was total anders war als bei uns, es gab nicht nur die Trauzeugen, sondern die ganze engere Verwandtschaft war eingespannt, die Ringe, die Kniekissen etc. zu reichen. Da frage ich mich schon wie du das anstellst, wenn das Umfeld eher klein ist. Zu den üblichen Dingen kam auch noch eine Bibel und zwei Kerzen hinzu, die mir auch erst mal nichts gesagt haben. Musste ich im Nachhinein klären (die Bibel war fast klar, für das Wort Gottes und die beiden Kerzen als die Lichter der Ewigkeit). Des Weiteren wurden die beiden kniend vor dem Pfarrer mit einer Kordel aneinandergebunden, was ich so auch nicht kannte. Was ich kannte, was mich aber gewundert hat, dass der Pfarrer das erwähnt, war diese Sache bei einer Hochzeit, dass die Braut was Blaues, was Neues, was Altes und was Geborgtes an sich haben soll. Ich hätte zu gern verstanden, was der Pfarrer zu diesem Brauch zu sagen hat.
Der gute Mann brauchte doppelt so lang wie der Behördenvertreter. Bei jungen Leuten in Mexiko, zumindest bei den Anwesenden, ist die Kirche auch nicht mehr so beliebt, vielleicht hat er sich deswegen so ins Zeug gelegt.
Nachdem dieser Teil beendet war, ging es zur Feierei. Und eines sollte man sich gewiss sein auf einer mexikanischen Hochzeit, es wird viel getanzt und viel getrunken. Es gab alles was das Herz begehrt, Spiele, Feuerwerk, gutes Essen, eine Mariachi Band und und und. Es wurde bis in den frühen Morgen gefeiert.
