Ich bin vor dem Wecker auf und ein wenig fehlgesteuert, versuche mich mit viel kaltem Wasser wieder zu beleben und die gröbsten Falten aus dem Gesicht zu spülen. Meine Freundin schreibt, dass sie mich nicht abholen kann mit der neuen Zeit, sie aber ihre Tante schickt. Mexikaner engagieren im Zweifel die ganze Sippe.
Ich packe mich und mein Gepäck, um wenigstens einen Kaffee abzugreifen und eine Kleinigkeit zu essen. Meine Laune ist ohne diese beiden Bestandteile morgens eher nicht so gut. Leider ist das Frühstück in diesem Hotel erst ab 05:30 Uhr, wir haben 04:30 Uhr. Soviel zum zweiten Voucher. Meine Laune nähert sich dem Erdkern: früh aufstehen und kein Kaffee und nix zu Essen ist bei mir ein Garant für Mordgedanken. Der Shuttle fährt uns zum Flughafen und ich gehe zur Gepäck-Abgabe. Als die nette Dame am Air Canada Schalter mir 35 CAD abknöpfen will für meinen Koffer, ist meine Grenze erreicht. Ich wusste noch gar nicht, dass ich um diese Uhrzeit in einer mir fremden Sprache, so gestelzt Airlines in Grund und Boden kritisieren kann. Ich habe keine 35 CAD gezahlt und mir jetzt erst mal was zu Essen gesucht. Ich entschuldige mich hiermit bei der Lady am Schalter. Normalerweise neige ich nicht dazu Unschuldige dumm anzumachen, aber sie war der berühmte Tropfen bei dieser interessanten Anreise.


Auch hier outet sich die Crew als etwas unorganisiert. Mit einer Stunde Verspätung wegen fehlendem Crewmitglied geht es ab Toronto los und dementsprechend dann in Mexiko City an. Das Kofferabholen zieht sich dann noch ein wenig hin, aber irgendwann geht es dann doch raus und auch die Tante ist schnell gefunden.
Jetzt geht es auch gleich weiter, zwei Belgierinnen abholen, die ebenfalls zur Hochzeit angereist sind, von den beiden dann eine mit dem Problem, dass ihr Koffer irgendwie woanders ist als sie. Wir holen die beiden vom Hotel ab und fahren dann auch gleich in Richtung Hidalgo, wo die Hochzeit stattfinden soll. Es ist Freitag, die Straßen sind voll und die Verkehrsführung ist spannend. Die Schlangenlinien die wir fahren sind offensichtlich gewollt. Mir erschließt sich das Konzept auch nicht so recht, aber ich muss ja auch nicht fahren.
Irgendwann sind wir aus der Stadt raus und ich kann mir in Ruhe die Gegend anschauen. Es ist braun und ich frage mich, ob sie hier weniger Regen als früher haben, oder ob es schon immer so aussieht. Mit den beiden Belgierinnen ist es recht witzig. Die eine spricht Französisch und Spanisch, die andere Französisch und Englisch. Da mein Spanisch mäßig ist, mein Französisch nur wenig besser ist die Reihenfolge vorgegeben. Wir lachen sehr viel, wenn trotz dieser babylonischen Sprachverwirrung ein Wort sich partout weigert gefunden zu werden, egal in welcher Sprache.
Am frühen Abend erreichen wir den Ort Huasca de Ocampo. Das Hotel ist eine alte Hacienda und wir bekommen noch eine Nachtführung durch das Anwesen. Leider auf Spanisch, was für mich dumm ist, weil ich nicht alles mitbekomme, aber google hilft wenn , ja wenn das WiFi mitspielt. Das ist hier eher ein Tal der Stille.
