Wer kennt es nicht, wenn man vor lauter Aufregung nicht so lange schlafen kann, wie geplant. Also um halb acht schon aus den Federn, schnell ein Brötchen holen, die Bude noch senkrecht bringen und bereits ums kurz vor zehn sitze ich in der U Bahn in Richtung Flughafen. Es ist überraschend leer, mein Koffer schnell abgegeben. Ich schlendere noch ein wenig herum, kaufe noch ein paar Zeitschriften für den Flug, versuche meine Wasserflasche leer zu bekommen und gehe dann doch sehr zeitig zum Sicherheitscheck.
Interessant finde ich es persönlich immer wieder, was so alles als Handgepäck klassifiziert wird. Für Leute wie mich fast das Gesamtgepäck. „Mein Mann ist Vielflieger“ – klasse Aussage, wenn man dann leider nicht weiß, dass das iPad aus der Tasche raus muss. Oder die beiden Ladies direkt vor mir: jung und definitiv aus der Generation, die das Fliegen schon vor der Sprache entdeckt haben. Sie wollten sich das Aufgeben von Gepäck sparen. Verständlich – aber die große Cremetube mit Anti Cellulite Creme im 250ml Gebinde, war dem Sicherheitsmann dann doch was viel. Vor die Wahl gestellt, alles nochmal – sprich raus, Gepäck dann doch aufgeben, inkl. den Mehrkosten, war der Kampf gegen die Cellulite dann doch nicht so wichtig.
Irgendwann bin ich durch und gehe noch ein wenig Shoppen. Das war durchaus geplant, weil die Christinen Quelle Wasser im duty free für mittlerweile 1,50 € am Flughafen unschlagbar günstig ist.
Mein Lieblingsparfum geht auch zur Neige, also auch noch dies.
Frühzeitig bin ich dann am Gate, nur um Festzustellen, der Flieger wird voll und zwar mit jede Menge Indern und Afrikanern. Warum die alle unbedingt nach Toronto wollen klärt sich nicht, aber sie sind alle schon etwas unterwegs. Manch einer sieht schon reichlich derangiert aus.

Ich vertreibe mir die Zeit mit Lesen bis – ja bis das Unheil seinen Lauf nimmt. Eine junge Dame neben mir, offensichtlich mit Flugangst ist ganz aufgeregt, weil die eine Düse der 747-400 repariert wird. Und das offensichtlich mit etwas Größerem, weil die halbe Abdeckung fehlt. Und schon kommt die Durchsage, dass der Flieger leider ein technisches Problem hat, man aber schon an der Reparatur dran ist und sich der Abflug um eine halbe Stunde verschiebt. Kein Problem, ich habe ja in Toronto vier Stunden Aufenthalt, ich bin noch locker.
Nach einer Stunde dann ein Update: Das technische Problem ist dann doch ein Größeres, aber man bekommt es hin, aber es dauert. Die Passagiere werden wieder vom Gate entlassen und bekommen einen Gutschein für etwas zu Essen. Ich hatte das noch nie und bin mir sicher, dass nächste Mal werde ich an diesem Punkt nervös.
Ich bin immer noch guten Mutes, dass ich meinen Flieger in Toronto bekomme und geh erst mal was Essen. 20€ lässt die Lufthansa springen, da reicht es für einen Salat und eine Cola. Zurück am Gate fangen wir dann auch schon bald mit dem Boarden an. So weit so gut. Mein Platz ist besetzt von einer älteren Inderin und nachdem ich feststelle, dass wir keine gemeinsame Sprache finden, winke ich mir eine Stewardess heran, die die Situation klärt. Irritiert bin ich an der Stelle schon von dem Gestank um mich herum.
An dieser Stelle vielleicht dann doch mal der Hinweis, wenn man fliegt ist Knoblauch am Vorabend eine Frechheit. Vor allem in Unmengen. Ebenso ist es immer zielführend sich bei langen Flügen ein Deo einzustecken. Leider ist der Flieger bis auf zwei Plätze ausgebucht und ich bin dort gefangen. Glücklicherweise hatte ich ja im Duty Free zugeschlagen und nutze mein Parfum halt schon jetzt.
Kaum sitzen wir eine Stunde kommt die Durchsage mit einer guten und einer schlechten Nachricht. Die Reparatur ist jetzt dann fertig, der Flieger flugbereit, aber die Crew muss gewechselt werden wegen der Arbeitszeit und die neue Crew braucht halt ein wenig. Ich schaue schon mal, wann der nächste Flug von Toronto nach Mexiko City geht und informieren meine Freundin, dass das heute wahrscheinlich nix mehr wird mit uns. Am Ende haben wir sechs Stunden Verspätung, das Odeur ist unverändert, meine Laune ein wenig mäßig. Meine Sitznachbarin hat zwar keine Duftnoten, aber sie macht sich recht breit. Ich informiere meine Freundin, dass ich leider erst in Toronto weitere Infos bekomme, aber ich den Flug heute definitiv nicht mehr erwische.

Die alte Lady 747-400 ist mit einer Wahnsinns – Geschwindigkeit über den Teich gedüst. Wir waren, reine Flugzeit, fast eine Stunde schneller als geplant. Hat nicht gelangt, aber gut. In Toronto dann die Info, wir Gestrandeten bekommen eine Hotelübernachtung (für sagen und schreibe sechs Stunden) einen Gutschein für ein Abendessen (gut es ist 22h – aber die Geste zählt) und für ein Frühstück, aber wir müssen unser Gepäck mitnehmen. Also erst mal zum Kofferband. Immerhin mein Koffer ist unbeschadet da.
Für mich geht es am nächsten Tag um 08:15 Uhr am Morgen weiter. Sprich, drei Stunden vorab am Flughafen … macht immerhin fast fünf Stunden Schlaf. Ich falle wie Tod ins Bett.