Landsberg am Lech, eine heute mittelgroße Stadt mit einer langen Geschichte.
Im 12. Jhd. erstmals urkundlich als „Phetine“ erwähnt, ließ Heinrich der Löwe für den Salzhandel eine Brücke über den Fluss erbauen. Das war der Funke, der die Stadt rasant wachsen ließ und bereits im 13. Jhd. wurde „Landesperch“ das Stadtrecht verliehen. Die folgenden Jahrhunderte verliefen trotz zahlreicher Kriege für Landsberg glimpflich. Während des Dreißigjährigen Krieges kam es in der Stadt zu einem Massaker an der Bevölkerung, allerdings wurde nichts größer zerstört, wie es in anderen Städten an der Tagesordnung war. Somit sind in Landsberg die Häuser wirklich alt und keine Rekonstruktionen.

Unser Rundgang startet in der Oberstadt an der „Alten Bergstraße“. Wer mit dem Auto ankommt, kann in der Schlossparkgarage zentral parken. Von hier aus geht es zum Bayertor, das nach Osten führende Tor, welches im Rahmen der dritten Stadtmauererweiterung gebaut wurde und sehr gut erhalten ist. Zwischen Mai und Oktober kann man diesen Turm auch besteigen.
Entlang der alten Stadtmauer führt uns der Weg zum Kalvarienberg Landsbergs. Von dort entlang der Treppen Richtung Lech. Auf beiden Seiten des Lechs gibt es schöne Spazierwege. Als Weitwanderweg startet der Lecherlebnisweg hier in Landsberg direkt auf dem Marktplatz.


Wir gehen erst mal entlang des östlichen Spazierweges bis zum neu gebauten Lady-Herkomer-Steg. Ein umstrittenes Projekt in Landsberg, eine reine Fahrrad- und Fußgängerbrücke, die nicht gerade billig war. Aber – schön anzusehen, angenehm mit vielen Sitzbänken ausgestattet und so ohne Verkehr schön zu laufen.
Auf der westlichen Seite ist unser neues Ziel der Mutterturm und das dort untergebrachte Café. Dort kann man Frühstücken, sich mit selbstgemachten Kuchen versorgen, oder von der wechselnden Speisekarte mit interessanten Dingen stärken. Der Mutterturm ist nicht halb so alt, wie er scheint. Er wurde erst im 19. Jhd. von Hubert von Herkomer, dem Vater der Lady der Brücke, erbaut. Er selbst war ein Pionier des Automobilsportes, nebenbei noch Maler, Bildhauer, Musiker und Schriftsteller. Im Mutterturm ist neben dem Café auch noch ein ihm gewidmetes Museum untergebracht.


Nach einer Stärkung geht es über die Karolinenbrücke wieder auf die alte Stadtseite. Direkt am Ende der Brücke geht es links auf DIE Flaniermeile bei gutem Wetter. Es ist eine Fußgängerzone mit einem Eiscafé, diversen Kneipen, jeder Menge Bänken und einer Mauer zum Lech hin, die bei gutem Wetter und am Abend, insbesondere im Sommer, der Place-to-be sind. Es hat schon italienisches Flair, wenn man sich hier im Sommer bei einem Aperol Spritz auf die Mauer setzt und dem Sonnenuntergang über dem Lech zuschaut. Molto bene. Aber im Moment ist es noch kein Sommer, die Temperaturen geben das nicht her.
Entlang der alten Salzstadel, die heute Wohngebäude sind, wenden wir uns der Einkaufsstraße Landsbergs zu und schlendern in Richtung des Hauptplatzes, der leider nicht verkehrsberuhigt ist. Die Straße durch den Hauptplatz ist insbesondere zu Hauptzeiten sehr stark befahren.


Durch das Hexenviertel mit seinen verwinkelten Gassen und Treppen geht es wieder in die alte Oberstadt. Ich will unbedingt noch zum sogenannten Jungfernsprung. Die hinter diesem Turm stehende Mär ist tragisch. Angeblich haben sich aus Angst vor Gräueltaten der Schweden im Dreißigjährigen Krieg junge Frauen von dem dort stehenden Turm in den Lech gestürzt. In den Kirchenchroniken sind solche Fälle für die besagte Zeit aufgeführt, allerdings ist der Lech zu weit entfernt. Was auch immer damals dort geschehen ist, es ist eine gruselige, traurige Geschichte.
Von hier ist es nicht mehr weit zum Stadtmuseum, was aber am heutigen Tag wegen Renovierungsarbeiten verlagert ist. Also noch kurz in die dort liegende Heilig-Kreuz-Kirche und dann zurück zum Auto.

