Gesamtkilometer: 13,8 Gesamtanstieg: 230 hm Gesamtabstieg: 180 hm
Der GrünGürtel Wanderweg ist eine Streckenwanderung von 68 Kilometern. Frankfurt steht nicht unbedingt in dem Ruf, eine grüne Stadt zu sein. Was eine völlig falsche Einschätzung ist. Dieser Wanderweg ist der Gegenbeweis. Er führt einmal rund um Frankfurt durch Wald, Feld, Wiesen, entlang der Nidda, dem Main, einigen Parks und sogar durch Dünen. Exakt Dünen – im Frankfurter Stadtteil Schwanheim gibt es als Relikt der letzten Eiszeit eine der wenigen Binnendünen. Es ist ein Naturschutzgebiet und durch die Dünen führen Holzplanken, die man tunlichst bitte nicht verlassen sollte. Der Weg ist mit dem RMV bestens verbunden und man kann die einzelnen Etappen bequem dem eigenen Leistungsstand anpassen. Es gibt entlang des Weges neun Stempelstellen und wenn man alle neun Stempel im Pass zusammen hat, gibt es als Lohn eine Anstecknadel mit dem „Patentier“. Den Pass gibt es an der Touristeninfo am Römer, bei der Bürgerberatung oder online.

Für meinen Einstieg habe ich mir den S-Bahnhof Louisa ausgesucht. Der liegt nicht direkt am Weg, sondern ich musste rund einen Kilometer zum Einstieg laufen. Aber da ich auch noch schauen wollte, wo die Buchscheer liegt, eine der älteren Frankfurter Äppelwoi Wirtschaften, habe ich diese Variante gewählt. Wenn man diese Etappe nachlaufen möchte, gibt es auch die Möglichkeit, mit der Trambahn direkt, bis Oberschweinstiege zu fahren, dann ist man am Einstieg und auch gleich an einer Stempelstelle. Wanderpass ausgepackt und gestempelt. Man braucht ein wenig Kraft dafür, aber es motiviert mich ungemein.
Diese Etappe führt in weiten Teilen durch den Frankfurter Stadtwald. Als erstes kommt der Jacobiweiher in Sicht. Entlang des Weges lohnt sich auch immer mal der Blick nach oben oder zur Seite, denn man hat sich hier der komischen Kunst verschrieben. Auf meinem Weg heute finde ich eine Eule im Norwegerpullover, einen Riesenspecht, etwas entfernt den Pinkelbaum und das Ich-Denkmal. Der Weg durch den Wald ist angenehm und, von einigen anfliegenden Flugzeugen abgesehen, sehr ruhig. Freitagmorgen sind nicht zu viele Leute unterwegs.


Dann sollte die Brücke über die Babenhäuser Landstraße gequert werden. Leider ist das eine Baustelle, die Brücke ist gesperrt, eine Umleitung ist nicht ausgeschildert. Also ein Blick in Komoot und ich finde eine Alternativstrecke. Das Problem ist die Querung der Schnellstraße. Bis da wieder eine Möglichkeit kommt, bin ich so weit ab vom Weg, dass ich hier etwas anders laufe. An der nächsten Stempelstelle treffe ich allerdings wieder auf den Weg. Wer einen kleinen Abstecher machen möchte, der Goetheturm liegt nicht ganz einen Kilometer entfernt. Der aus Holz gebaute Turm ist 2017 einer Brandstiftung zum Opfer gefallen und wurde 2021 wieder eröffnet. Die Frankfurter Bürgerinnen und Bürger hatten seinerzeit mit sehr großer Mehrheit (78% der Befragten) dafür gestimmt, dass der Turm wieder aufgebaut werden sollte.

Ich verlasse den Wald in Oberrad und der Weg führt mich entlang der Straße durch den „Grüne Sauce“ Stadtteil Frankfurts. Am Buchrainplatz ist das Restaurant Grüne Sauce und mehr. Ein Blick auf die Karte verheißt Grüne Sauce in verschiedenen Varianten und somit ist es entschieden – hier muss ich rein. Die Grüne Sauce ist sämig, äußerst lecker, die Pommes ein Träumchen, die Zwetschgen Bällchen selbst gemacht – eine gute Wahl und eine eindeutige Empfehlung, wenn man den Weg geht oder auch mal so. Im Sommer gibt es auch Außenbewirtschaftung.
Derartig gestärkt mache ich jetzt noch einen Schwenk zum „Grüne Sauce“-Denkmal. Das ist nicht offiziell Teil des Weges, aber der Umweg ist marginal. Weiter geht es Richtung Main, an der Gerbermühle vorbei (noch eine Einkehrmöglichkeit, etwas preisintensiver). Nun geht es ein wenig entlang des Mains, am Ich-Denkmal vorbei bis zur Deutschherrnbrücke. Das ist eine Brücke, auf der auch Züge fahren. Wenn man auf der Brücke steht, die Aussicht auf die EZB genießt oder die Altstadt Frankfurts fotografiert und es sich so anfühlt, als wäre ein Erdbeben, dann kommt ein Zug.


Auf der anderen Seite des Mains geht man direkt entlang der EZB und kommt zu einem Denkmal, was an unsere dunkle Geschichte erinnert. Am Osthafen war während der Nazizeit der Sammelplatz für die Frankfurter Juden, um auf die Züge gepfercht und in den Osten deportiert zu werden. Zitate von Überlebenden sind auf dem Weg zu sehen und beschreiben eindringlich, wie es damals war. Meine Großmutter war Frankfurterin und hat diese Zeiten erlebt. Sie hat immer gesagt, dass wer das nicht mitbekommen haben will, lügt. Die Beschreibungen lassen diesen Schluss ebenfalls zu. Es war nicht zu übersehen, was damals geschah.
Jetzt muss man ein wenig aufpassen, denn bei der Überquerung der diversen vielbefahrenen Straßen hat die Auszeichnung des Weges ein wenig gelitten. Wenn man vor dem Globetrotter Laden steht, ist man rein wegetechnisch falsch. Ich schwenke hier kurz ab und schau mal, was es so gibt, denn kurz darauf erreiche ich die Haltestelle Ostbahnhof und mache für heute Schluss.

