Vila Nova de Milefontes nach Almograve
Gesamtkilometer: 12,1 Gesamtanstieg: 130hm Gesamtabstieg 120hm
Der Wetterbericht gestern verhieß nichts Gutes für diesen Tag. Und er sollte leider recht behalten. Gleich morgens der Blick aus dem Fenster und – Regen. So sollte es auch bleiben. Aber von vorn.
Das Frühstück im Blue Guide ist wunderbar angerichtet. Sehr liebevoll mit einer kleinen Schüssel dies und einer kleinen Schüssel das. Sehr fein. Wer sich gerne den Teller am Buffet voll häuft, ist dort falsch. Aber es ist mehr als ausreichend und man kann auch einen Nachschlag haben, wenn man das denn so möchte. Mit im Raum waren auch eine Dame aus Belgien mit ihrer Mutter, die den Weg auch laufen.

Die Tour heute kann man ein wenig abkürzen, indem man mit einer kleinen Fähre durch die Bucht fährt. Damit kann man gleich die ersten drei Kilometer in den Skat drücken, was ich aufgrund des Wetters sofort in Betracht ziehe, wenn, ja wenn die Fähre bei diesem Wetter überhaupt fährt. Also ein Blick auf die Karte, Sachen packen und die Fähre suchen. Mein Glück: Sie liegt gerade da und zur Abfahrt bereit. Es ist eine kleine Nussschale, maximal zehn Personen passen da drauf und auch die beiden Damen aus Belgien sind mit an Bord. Kleines Detail am Rande, es gibt auf dieser Fähre den Fährkater. Er kam sofort auf das Boot gesprungen, Wasser von oben und um ihn herum hin oder her, und fuhr halt mal mit. Der Preis zivil, fünf Euro für die Überfahrt.
Wir landen auf der anderen Seite an einem Anleger an, der als solcher echt nicht zu erkennen ist. Einfach ein paar Bretter am Strand. Nun geht’s wieder los mit dem Sand. Der erste Kilometer ist entlang eines Strandes, an dem außer uns vier Leuten nichts los ist, abgesehen von einigen Möwen bei der Frühstückssuche. Alle anderen Menschen sind vernünftig genug, zu Hause zu bleiben bei diesem Wetter. Ein beständiger Nieselregen sollte für den Vormittag mein Begleiter sein. Es geht eine Straße bergauf und schon bin ich wieder auf dem offiziellen Weg.


Eine gut zu laufende breite Sandpiste lässt die ersten zwei Kilometer schnell dahin schmelzen, bevor es auf einen schmalen Pfad geht. Nun wird es, wie am Vortag, wieder anstrengender mit dem Laufen. Der beständige Regen von oben hebt meine Laune nicht sonderlich. Spannend wird es zwischendurch immer, wenn die umgebende Vegetation näher an den Pfad rückt. Es sind überwiegend Akazien, hier Neophyten, und Bambus die der einheimischen Flora und Fauna nach und nach den Garaus machen. Durch den Sturm die letzten Tage sind einige kleine Bäume und bambusartige Büsche kreuz und quer auf dem Pfad verteilt. Es wird eng, selbst ich muss den Kopf einziehen und an einigen Stellen hilft nur noch kriechen. Aber da ich ohnehin völlig durchnässt bin, kommt es darauf auch nicht mehr an. Ich komme mir ein wenig vor wie Humboldt auf seinem Weg durch den Dschungel. Leider habe ich nicht daran gedacht, eine Machete einzupacken. Hier wäre die echt sinnvoll.


Nach rund sieben Kilometern hat das Ganze ein Ende. Man kommt aus dem Dickicht und steht Aug´ in Aug´ mit einer Herde Kühe. Hier an dieser Stelle geht die bewirtschaftete Fläche fast bis an den Strand. Die Kühe stehen in dem Regen genauso belämmert da wie ich mich langsam fühle.
Dann geht es wieder auf einer schmalen Sandpiste entlang der Steilküste. Der Regen hat sich jetzt entschieden, entschiedener runterzukommen. Es regnet in Strömen. Bald komme ich an einen Punkt, wo ein Zeichen zwei Richtungen nach Almograve ausweist. Einmal steil bergauf, dafür kürzer – einmal etwas länger mit dem Durchwaten eines Flusses. Ich bin zwar ohnehin schon nass, aber die kürzere Strecke ist verlockender, bedeutet diese doch bald ein Dach über dem Kopf. Also bergauf, was auch die offizielle Strecke des Fischerweges ist.


Bald nach dem Anstieg, nach rund zwei Kilometern, kommt Almograve in Sicht. Gleich zu Beginn des Ortes gibt es einen kleinen Lebensmittelladen direkt an der Bushaltestelle, in dem ich mir noch schnell Wasser kaufe. Ich tropfe dem armen Kerl den ganzen Laden voll.
Das Almograve Beach Hostel ist mein Ziel für diese Nacht. Es liegt ein wenig abseits der Hauptstraße in einer ruhigen Nebenstraße. Leider gibt es in dieser Unterkunft keine überdachte Möglichkeit, die Sachen zu trocknen. Meine Schuhe leere ich vor dem Haus aus, so viel Wasser hat sich darin gesammelt.
Ich habe ein Bett in einem 4er- Zimmer für die Nacht gebucht. Der Wanderer aus Österreich ist auch schon da und versucht seine Sachen mit einem asthmatischen Föhn zu trocknen. Als der anfängt verbrannt zu riechen – er hat Leine, ich habe Wäscheklammern – wird das eher kleine Zimmer auch zum Trockenraum. Die nachfolgende Italienerin nimmt diese Vorrichtung auch gerne an. Es sieht aus wie man sich früher die Unterkünfte der Arbeiter während der industriellen Revolution vorstellt.

Das Schöne an dieser Art Unterkunft ist: Man trifft viele unterschiedliche Menschen. Zum einen sind da der Österreicher und eine Deutsche, die ich bereits in der ersten Unterkunft getroffen habe, die Italienerin, die als Letzte in unserem Zimmer Einzug gehalten hat und auch noch ein Ehepaar aus dem fernen Australien, das ebenfalls den Weg läuft, am Abend kocht und uns mit dazu einlädt.
Alle hoffen wir, dass der nächste Tag ein wenig trockener wird. Man wird sehen.
Hinweis: in Almograve gibt es abseits der Saison nicht viele Möglichkeiten zu essen. Es gibt einen kleinen Döner-Inder-Italiener Imbiss, der für einen Tag ausreicht. Im Almograve Beach Hostel kann man kochen, es gibt im Ort ein/zwei kleine Läden, wo man das Notwendigste herbekommt. Ein Mehrgängemenü klappt damit nicht so recht, aber es genügt.
