Porto Covo nach Vila Nova de Milfontes
Gesamtkilometer: 20,2 Gesamtanstieg: 230 hm Gesamtabstieg: 230 hm

Gleich morgens – Sprung aus dem Bett und zum Fenster nach dem Wetter schauen. Die Nacht zuvor war ein Gewittersturm über die Küste gezogen und es gab mehr als eine Warnung wegen der Windböen. Da der Fischerweg oft direkt entlang der teilweisen steilen Küste geht, ist man hier eher vorsichtig. Aber – es ist zwar bewölkt und windig, dennoch sehe ich in den Bedingungen keine Gefahr.
Also erst mal ein leckeres Frühstück im Hotel Mute, einer klassischen Surferunterkunft direkt am Meer. Um mich herum identifiziere ich mindestens zwei weitere Wanderer. Es sollte sich herausstellen: -Wir sehen uns noch öfter.
Gleich nach dem Essen schultere ich meinen Rucksack, gehe über die Straße, keine drei Meter weiter ist direkt der Einstieg in den Fischerweg zu finden. Vorbei an einem Aussichtspunkt geht es eine Kopfsteinpflasterstraße das erste Mal heute bergab, um auf der anderen Seite der Bucht auch gleich wieder bergauf zu gehen. Hier geht es erst noch einmal für ein paar hundert Meter auf Holzbohlen durch ein Pflanzenschutzgebiet, bevor es los geht mit dem Sand, der nach all dem Regen nass ist und gut an den Schuhen haften bleibt.
Es folgen noch viele Buchten, was bedeutet: auf der einen Seite runter, auf der anderen Seite wieder hoch, bis man an einen weitläufigen Strand kommt, an dem eine Insel mit einer Festung vorgelagert ist. Die Insel heißt Ilha do Pessegueiro (Pfirsichbauminsel) und das Fort ist aus dem 16. Jahrhundert. Es wurde jedoch nie fertiggestellt – im Gegensatz zu jenem hier auf der Festlandseite. Wenn es nicht so früh wäre und der Weg noch so weit, könnte man hier erstens an der Strandbar einkehren und zweitens das Fort auch besichtigen. Aber so geht es daran vorbei. Wegen einsetzendem Regen suche ich mir eine windgeschützte Nische an der Fortmauer und verpacke meinen Rucksack regendicht.



Es folgt eine Sandpiste, die ein schnelles Fortkommen verspricht. Dann – das erste Mal – biegt der Weg ein wenig ins Landesinnere ab. Es kommt ein Schild, was besagt, dass jetzt für drei Kilometer kein Wanderzeichen mehr kommt, man aber bitte der Sandpiste folgen soll. Ich finde diesen Hinweis klasse, dann hält man auch keine Ausschau nach dem Zeichen. Und: Man kann hier nirgends abbiegen.
Die ersten Dünen folgen dann nach rund acht Kilometern Wegstrecke. Man hört das Meer, aber man sieht es nicht wegen der Dünen. Es gibt jetzt immer mal wieder Abzweige rechts hoch zu den Dünen. Ich gehe diese Wege nicht, folge immer meinem Fischerweg. Das Laufen ist auch so anstrengend genug.
Nach rund elf Kilometern Wegstrecke kommt man dann an einen großen Parkplatz mit einer öffentlichen, aber leider geschlossenen Toilettenanlage. Und nun kommt ein spektakulär schöner Abschnitt. Über einen Holzweg oberhalb des Wassers führt dieser vielleicht 500 Meter lange Weg direkt an der Abbruchkante entlang. Es ist der ideale Punkt für eine Pause. Es gibt keinerlei Schatten auf diesem Abschnitt, im Sommer dürfte das zu heiß sein, aber jetzt im Oktober mit Wolken – ein Traum.

Nach einer ausgiebigen Pause geht es weiter, wieder entlang einem schmalen Pfad über Sand folgend, jetzt oberhalb der Klippen und fast bis direkt an die Abbruchkante. Es tauchen die ersten Storchennester auf.
Die Störche hier haben sich darauf verlegt, ihre Nester auf Felsnadeln direkt im Wasser zu bauen. Uneinnehmbar für Fressfeinde, die nicht fliegen können. Das ist die eine Seite. Wenn die Jungen flügge werden, haben sie nur einen Versuch und der muss gleich sitzen, denn: Es geht steil abwärts ins Wasser, bis zu geschätzten 30 Metern in die Tiefe und Störche können nicht schwimmen. Das ist die andere Seite.



Immer weiter geht es entlang der Steilküste auf dem schmalen Sandpfad. Auf einmal tauchen Angler auf. Ich habe nie vermutet, dass man an einer Steilküste von oben angeln kann, aber offensichtlich geht es. Da weit und breit keine Straße zu sehen ist, folgere ich daraus, dass der Ort nicht mehr weit weg ist. Ist er auch nicht, aber: Er ist recht langezogen und so laufe ich trotzdem noch fast zwei Kilometer entlang an kleinen Straßen und Feldwegen, bis ich an meiner Unterkunft, der Blue Guide Milfontes, ankomme. Sie liegt mittig im Ort und glücklicherweise gibt es rund um den Platz mehrere Restaurants oder Cafés, sodass eine nahe Verpflegung gesichert ist. Ich falle in das Café direkt nebenan ein und treffe prompt wieder auf eine Wanderin, die heute Morgen ebenfalls in Porto Covo losgelaufen ist. Nach einem schnellen, sehr frühen Abendessen geht´s auch wieder in die Unterkunft. Der erste Tag war mega anstrengend und ich schlafe wie ein Stein.