

Meine Freundin ist Musical-verrückt. Sie hat manches Musical schon unzählige Male gesehen und ist immer auf der Suche nach ähnlich verrückten Menschen. Dieses Mal hat sie mich geködert mit meinem absoluten Liebling „Six“. Bei Six geht es um die sechs Frauen von Heinrich dem Achten, die keine sonderlich große Lebenserwartung hatten. Seine erste Frau, Katharina von Aragon, hatte leider nur ein Mädchen zur Welt gebracht und deswegen ließ er sich nach 20 Jahren von ihr scheiden. Da hatte er schon Ehegattin Nr. 2 im Blick, Anne Boleyn. Die verlor ihren Kopf und so ging es weiter.
Los ging es für mich mit der Bahn nach London. Ab Frankfurt via Brüssel, durch den Tunnel nach London Pancras. Leider ist mein Zug gleich morgens ausgefallen, womit es wieder mal ein wenig hektisch wurde, aber da alle an einem Strang gezogen haben, kam ich zwar viel später wie gedacht, aber dennoch an. Meine Freundin kam mit dem Flieger und wir haben uns am Bahnhof in Brighton getroffen.

Bei mir geht nix ohne mal in der Gegend rumlaufen und somit war der erste Morgen besetzt mit einem Stadtrundgang durch Brighton. Das alte Kurbad, hat schon vieles kommen und gehen sehen und man sieht es. Es gibt stark verfallene Gebäude, die Madeira Terrace, die ehemalige Flaniermeile des Adels, ist stark in die Jahre gekommen, aber es gibt eine Initiative diese wunderschöne alte Struktur wieder aufzubauen. Es gibt den Royal Pavillon, einen indisch anmutenden Bau, in dem mittlerweile ein Museum untergebracht wurde. Und es gibt die altehrwürdigen Hotels, mit knarzenden Dielen und dem Geruch von Jahrhunderten.

Es gibt die Innenstadt mit engen Gassen und vielen kleinen, sehr gut sortierten Läden, Künstler die sich hier angesiedelt haben, mit allerlei schönen Dingen zu entdecken. Modern der I360° Tower mit einem Wahnsinnsblick entlang der Küste. All das haben wir erlaufen, bevor es am Abend zu den sechs Frauen von Heinrich dem Achten ging.



Am nächsten Morgen ging es dann, wieder mit der Bahn, nach London. Das Bahnfahren in England ist ein wenig unübersichtlich ob der vielen verschiedenen Anbieter und wenn man denkt die Preispolitik der deutschen Nahverkehrsanbieter ist schwierig, es geht schlimmer. Es gibt full-flash-Tickets, Vor- und Nebenzeitentickets nur am Wochenende oder nur während der Woche, für Große und Kleine, Senioren und Gruppen oder auch nicht. Aber – pünktlich war sie die Bahn. Keine Ahnung, ob das Zufall war oder ob das immer so ist.
Da wir im Vorfeld Tickets für die Nachmittagsvorstellung im Shakespeares Globe ergattert haben, und das war pures Glück, weil das Globe in der Regel lang im Voraus ausgebucht ist, haben wir spontan die Idee geboren auf Shakespeare´s Spuren zu Wandeln, bis die Vorstellung los geht. Start war der Tower of London. Hier war die Schlange leider so lang, dass wir nur den Weg drum herum gemacht haben. Der Tower of London ist eines der ältesten Gebäude in London, er steht dort seit dem 11. Jahrhundert. Auch von Heinrich VIII seinen Frauen hatten zwei die zweifelhafte Ehre dort eingekerkert zu sein. Weiter ging es über die Tower Bridge auf die andere Seite London´s, wo schon zu Zeiten Shakespeare´s das Vergnügungsviertel Southwark gewachsen ist.


In der Southwark Cathedral gibt es das Shakespeare Monument zu besichtigen. Die Kirche ist das älteste gotische Bauwerk in London. Weiter geht es über den Borough Market, einem Lebensmittelmarkt, auch dieser eine Institution in London. Bereits seit dem 13. Jhd. befindet er sich an dieser Stelle, womit sehr wahrscheinlich ist, dass der Meister selbst sich hier mit frischem Gemüse versorgt hat. Weiter die Themse entlang läuft man direkt am Globe vorbei. In seiner heutigen Form ist es ein Nachbau des 1613 abgebrannten und 1644 abgerissenen ursprünglichen Globe, in dem Shakespeare gearbeitet hat und an dem er beteiligt war. Sowohl die Details des Baues, als auch der genaue Standort sind unklar. In seiner heutigen Form ist es so nah am Original wie es die überlieferten Informationen zulassen. Interessant ist es auf jeden Fall mal an einem Stück teilzunehmen, unter den Bedingungen des 16. Jhd.. Es gibt kein Dach, mehr Steh- als Sitzplätze, die Schauspieler sind mitten unter den Zuschauern und…. das ist faszinierend…. die Akustik ist dermaßen gut, dass die Schauspieler völlig ohne Verstärkung auskommen. OK, jetzt im Januar ist es ein wenig frisch und im Sommer ist es mit Sicherheit gnadenlos heiß, aber die Erfahrung ist es wert gewesen. Und Hänsel und Gretel war ein Stück, dass man halt kennt.


Nach dieser Vorstellung hatten wir gerade noch genug Zeit, um zur nächsten Spielstätte zu kommen und davor noch etwas zu Essen. Am Abend dann zu „Mrs. Doubtfire“, sehr nach am Originalfilm mit Robin Williams.
Nach zwei vollen Tagen mit drei Mal Kultur in Form von Theater und Musical, Shakespeares Spuren gefolgt und die Grande Dame der Kurorte Englands besucht geht es zurück zur Erholung an die Arbeit.

