Sicher, für manch einen ist diese Tour eine Anfängertour. Für mich war sie der absolute Knaller. Nicht nur, aber auch, weil das Wetter ein absoluter Hammer war. Ich bin mal wieder ins Lechtal gefahren, um mir bei Lisbeth und ihrem Gehrnerhof ein paar kulinarisch tolle Tage zu machen. Und um den Walserweg zu laufen. Das habe ich auch gemacht (Berichte sind in Arbeit:)), aber an diesem Tag jetzt war das Wetter sowas von toll, dass ich nach ganz oben wollte. Gesagt, getan. Ich fahre mit dem Auto nach Warth, weiter mit dem Bus nach Lech und von dort bis nach Zürs.


Die Seekopfbahn ist leider nicht in der LechtalCard enthalten und so kostet der Weg nach oben 15,50€. Oben angekommen sind es noch ein paar Schritte und man hat den Zürser See unter sich vor Augen. Er liegt eingebettet zwischen den Gipfeln ringsum. Wenn es nicht so früh wäre, und ich nicht so den ein oder anderen Höhenmeter vor mir hätte, könnte man hier gleich mal einkehren. Aber so wähle ich den Weg links herum bergab zum See. Es ist einiges an Bauarbeiten im Gange. Hat wohl irgendwas mit Röhren zu tun, zumindest liegen davon einige herum. Solche, wo man Kabel durchzieht. Das nimmt den Blick zum See ein wenig. Glücklicherweise muss ich den See bis zur Mitte umrunden, weil dort geht mein Weg bergauf los. Kurz bevor es für mich bergauf geht, sehe ich noch ein paar mutige Frauen, die in dem See baden gehen. Ich halte mal kurz die Finger in den See und denke mir: „Chapeau“. Da würde ich nicht rein gehen, zumindest nicht mit allen Teilen. So vielleicht bis zum Knie…..á la Kneipp. Aber weiter geht’s.

Steil nach oben. Unter steil verstehe ich, dass die Füße der Leute, die mir entgegen kommen, auf Höhe meines Kopfes sind, wenn ich nach oben den Weg entlang schaue. Nach rund 1,5 Kilometern habe ich den ersten Anstieg hinter mich gebracht. Auch wenn ich noch nicht lange unterwegs bin, brauche ich erst einmal eine kurze Pause und genieße den Blick zum See zurück und die Hochebene vor mir.


Nachdem ich wieder Luft bekomme, geht es weiter auf die kleine Hochebene. Und ich mache eine Entdeckung. Ich weiß nicht warum, aber hier oben steht ein Postkasten. Kein Haus, keine Station für eine Gondel und was auch immer, nur Geröll und dieser Postkasten. Wenn Schnee liegt, ist er mit Sicherheit unter dem Schnee. Warum steht er hier? Wer hat ihn aufgestellt? Bisher hatte noch keiner eine Antwort auf diese Frage. Auf meinem Weg durch die Hochebene habe ich laufend diese Frage im Kopf, bis ich auf der anderen Seite wieder bergauf stapfe und mir die Fragerei vergeht, weil ich wieder mit Luft bekommen beschäftigt bin. Ich liebe diese Höhe, aber anstrengend ist´s schon. Nach einem weiteren Kilometer bergan bin ich angekommen an meinem höchsten Punkt, dem Madlochjoch.

Entlang des Gipfels geht ein schöner Pfad leicht bergab. Dann geht’s los. Ein Geröllfeld, der Weg mehr zu erahnen denn zu sehen. Auf den größeren Felsen ist die weiß/rote Markierung zu entdecken, in deren Nähe sollte man entlang gehen. Die Felsen sind nicht immer trittfest, spannender Weg. Ich bin ja ein Vertreter der Nicht-mit-Stöcken-Laufenden. Es ist mir ein absolutes Rätsel, wie man bei solch einem Weg auch noch die Stöcke unter Kontrolle behält. Ich wäge jeden Schritt ab, weil es jetzt auch nicht unsteil ist und ein Stolpern schon mal mit einem gehörigen Verletzungsrisiko und Runterkullern verbunden sein kann. Dieser Wegabschnitt ist keinen Kilometer lang, kostet mich aber ultraviel Zeit.


Nachdem ich das glücklich hinter mich gebracht habe, geht es wieder eine kleine Anhöhe hoch zu einem kleinen Kreuz. Hier sieht man in der Ferne schon mein Ziel, den Spullersee. Die Aussicht ist gigantisch an dieser Stelle. Ich verweile einen kurzen Augenblick, da ich ziemlich viel Zeit auf dem Geröllfeld verloren habe.

Ab hier geht es nur noch bergab. 500 Höhenmeter mehr oder weniger steil auf drei Kilometern zur Ravensburger Hütte. Fast den ganzen Weg höre ich sie, die Murmeltiere. Gegen Ende des Abstiegs sehe ich sie dann auch. Zwei junge Murmeltiere kappeln sich und ich bin für sie völlig uninteressant. Was man umgekehrt nicht sagen kann. Meine Kamera und mein Handy haben viele Fotos von den beiden. Noch einen halben Kilometer und die Ravensburger Hütte kommt in mein Blickfeld. Ein Uhrzeitcheck sagt mir, dass ich den nächsten Bus definitiv nicht schaffe und somit rund 1,5 Stunden Zeit habe bis zum nächsten. Also Einkehr und einen Kaiserschmarrn zur Belohnung. Wie sollte es auch anders sein. 🙂


Nachdem ich den verzehrt habe, muss ich die Entscheidung treffen, über den Fahrweg zum Bushalt, oder den Wanderweg entlang. Ich bin motiviert, also nehme ich den Wanderweg…. und verfluche mich schon bald dafür. Wieder bergauf auf allen Vieren, zum Überfluss auch noch mit vollem Magen, geht der Weg über einen Felsvorsprung. Die Sicht auf den Spullersee ist toll, aber mir rennt die Zeit weg und es ist der vorletzte Bus für heute, den ich anpeile.
Ich halte mich normalerweise sehr an die Gebote des Berges, denjenigen Vorfahrt einzuräumen, die bergauf unterwegs sind. Heute bin ich unfreundlich, haste „Entschuldigung“ rufend den Vorsprung auf dem Weg hinab, eile über die Brücke über den See auf die andere Seite und erreiche den Bus gerade noch so. Der Bus zum Spullersee ist genauso auf der Mautstraße unterwegs wie der Bus zum Formarinsee und kostet dementsprechend 25€ (Tagesticket). Auch wenn man nur One-Way unterwegs ist. Egal, ich sitze und genieße den Weg hinab.

Insgesamt war ich fast doppelt so lang unterwegs wie gedacht. Mein Ansatz für die rund acht Kilometer waren so 2,5 Stunden, es wurden knappe fünf. Ich würde diese Tour jederzeit wieder machen, es war anstrengend und toll zugleich.
