Wir wachen auf in unserem Fass und es regnet in Strömen. Wir holen erst mal unser vorbestelltes Frühstück und es regnet in Strömen. Wir überlegen ernsthaft, was zu tun und es regnet in Strömen. Kein Taxi zu bekommen, Uber auch nicht und sonntags fahren die Busse alle zwei Stunden und der ist gerade weg. Also planen wir ein wenig um. Wir laufen nicht zum Schloss Johannisberg zurück, sondern entscheiden uns direkt zum Kloster Marienthal zu laufen. Damit haben wir rund fünf Kilometer auf dem Originalsteig nicht „abgearbeitet“, aber auf diesem Teil der Strecke wäre ohnehin nichts Spektakuläres gewesen.
Gesagt, getan. Kaum laufen wir los, lässt der Regen auch ein wenig nach. Der Anstieg zum Kloster Marienthal ist unspektakulär entlang von Wirtschaftswegen. Das Kloster dann ist ein Highlight. Erst einmal ist es derzeit tatsächlich noch ein Kloster (laut Wikipedia werden die letzten Mönche allerdings 2026 dort weggehen), die Lage ist idyllisch, die Anlage wunderhübsch. Als wir dort vorbeilaufen ist gerade Gottesdienst und wir können die Kirche nicht von innen besichtigen, aber schön ist es dort. Hier gibt es auch Toiletten. 🙂


Weiter bergan, aus dem Tal hinaus ist gleich oberhalb des Klosters eine kleine Kapelle im Wald, die sogenannte Ketteler Kapelle. Daran vorbei und weiter durch den Wald erreichen wir nach relativ kurzer Zeit das Kloster Nothgottes. Das ist mit kleinen Unterbrechungen bis heute ein Kloster. Wir können dieses Gebäude hier auch nur von außen besichtigen. Direkt vor dem Kloster ist eine Bank, auf der wir unsere Reste vom Frühstück vertilgen und den Rest Wein zum Frühschoppen umfunktionieren.
Beschwingt geht es weiter in Richtung eines ausgesprochenen Höhepunktes der Strecke, die Abtei St. Hildegard. Die Äbtissin Hildegard von Bingen, eine Grande Dame der deutschen Geschichte. Geboren vermutlich irgendwann im Jahr 1098 (das genaue Datum ist nicht bekannt) gilt als bedeutende Universalgelehrte und das im Mittelalter, als Frauen oftmals bestenfalls eine Randnotiz waren. Sie unterhielt Korrespondenz mit den Mächtigen ihrer Zeit. Ich könnte jetzt hier viele Zeilen füllen mit dieser beeindruckenden Person….. ist ja aber nicht das Ziel. 🙂


Auf jeden Fall schauen wir hier in den Klostershop, nutzen die Toilette, bevor wie unseren Weg weiter verfolgen. Es geht wieder bergan, gefühlt ins Hinterland. Wir kommen an weiteren Ruhepunkten vorbei, laufen durch Felder und kleineren Waldstücken. Nach einem längeren Abstieg sind wir dann am Endpunkt angekommen, dem St. Vincenzstift in Aulhausen. Diese Einrichtung für behinderte Menschen ist lange nicht so alt wie die anderen Haltepunkte auf dieser Strecke. Erst im 19. Jhd. gegründet.
Hier lassen wir uns dann nach rund 37 Kilometern von meinem Mann abholen.


