Der Rheingauer Klostersteig stand bei mir schon ewig auf der Liste. Als ich mit Monika mal wieder über Wanderwege philosophiert habe, haben wir festgestellt – bei ihr auch. Dann war der Weg zur tatsächlichen Durchführung schnell klar. Unsere jeweiligen Ehemänner wurden auch in unsere Planung eingebunden, der eine „durfte“ uns hinfahren, und der andere abholen.
Unser Startpunkt war das Kloster Eberbach. Eberbach, gegründet bereits im 12. Jhd. von Bernhard de Clairvaux, war im Mittelalter ein bedeutendes Kloster der Zisterzienser. Die Ordensregeln der Zisterzienser waren streng. Die Mönche mussten von ihrer eigenen Hände Arbeit leben. Das Rheingau war schon seit der Römerzeit für den Weinanbau bekannt. Voilá – da ist die Verbindung.
Die Mönche sind fort, aber der Weinanbau ist weiterhin vorhanden.


Allerdings ist bei unserem Start noch alles zu. Wir verlassen das Gelände in nordwestlicher Richtung bergan und stehen bald vor der Hinweistafel, die den Rheingauer Klostersteig zeigt. Wir haben unseren Einstieg gefunden. Es geht gleich erst einmal steil los und für die nächsten rund vier Kilometer geht es kontinuierlich bergauf.
Unser erster Halt ist der Aussichtsturm an der Hallgartner Zange. Wir steigen nicht auf den Turm. Das Wetter ist leider etwas diesig, aber dennoch können wir in die Rheinebene hinüber schauen. Es gibt hier ausreichend Bänke und Sitzgelegenheiten, eine Toilette und, wenn man nicht gar so früh da ist, auch einen Ausschank.
Nach einer kurzen Verschnaufpause laufen wir weiter, nun zum Glück bergab. Der Klostersteig zählt als Pilgerweg. Neben den ganzen kirchlichen Punkten gibt es noch einige sogenannte „Ruhepunkte“. An diesen sehr schönen Stellen gibt es Infotafeln mit Tipps zum erholsamen Umgang mit sich selbst und dem ganzen Drumherum und Bänke. Seien es diese schönen Ruhebänke, auf denen man auch liegen kann, oder ganz normale Sitzbänke.



Bald verlassen wir den Wald und sehen die ersten Reben. Der Steig geht zwar durch das Rheingau, sprich DIE Weinanbauregion hier in der Gegend, aber man läuft durch beeindruckend wenig Weinlagen. Leider stellt sich raus, dass wir hier falsch sind und wir laufen zurück in den Wald. In diesem einen Fall ist das Wanderzeichen überwachsen und wir haben es schlicht nicht gesehen. Macht nix, dafür haben wir Reben gesehen. Auch was.
Nach rund 12,5 Kilometern haben wir dann doch die Reben. Und zwar so weit das Auge reicht. Im Tal unter uns fließt der Rhein. An dieser idyllischen Strecke ist der nächste Ruhepunkt mit Blick auf die Reben und den Rhein unter uns.
Langsam kommt Schloss Johannisberg in den Blick. Auch hier war der Anfang ein klösterlicher, bereits unter Karl dem Großen. Anders als Kloster Eberbach war hier die kirchliche Blütezeit aber schon im 15. Jhd. wieder rum. Dann ging es für Johannisberg hin und her, es wurde Spielball der Mächtigen. Da die Weinlage unbestritten eine hervorragende war und die Lage auch noch strategisch günstig, wollte so ziemlich jeder dieses Kleinod haben.
Wir legen hier eine Rast ein und bedienen uns an dem mobilen Weinstand im Schatten des Schlosses. Der Wein ist, für meine Begriffe, sehr gut. Wir genießen unseren Tropfen mit zig Tagestouristen um uns herum. In vielen verschiedenen Sprachen wird da geredet. Johannisberg ist ein Ausflugsziel. Da wir heute Abend auf einem Campingplatz übernachten und der Weg nicht mehr so weit ist, kaufen wir noch einen Flasche im Verkaufsraum des Schlosses und tragen sie mit hinab.


So beschwingt nehmen wir die letzten fünf Kilometer in Angriff. Wir verlassen den Steig und laufen immer bergab in Richtung Rhein. Ein kurzes Stück entlang des Rheins geht es am Ende zum Campingplatz „Rheingau 524“. Hier kann man in ausgebauten Weinfässern übernachten. Diese Idee fanden wir sehr witzig und es ist nicht so teuer. Die Hotels entlang des Steiges waren sehr teuer, als wir geschaut hatten. Und so eine Übernachtung in einem Weinfass ist eine klasse Angelegenheit. Es ist sehr spartanisch, mangels Platz, aber effektiv eingerichtet. Man hat eine kleine Sitzbank mit einem kleinen Tisch im Fass. Der Tisch steht im Eingang, wenn man ihn nicht mehr braucht schiebt man ihn unter das Bett und schon kommt man wieder raus und rein. Direkt vor dem Fass ist ein weiterer Tisch mit zwei Stühlen, wo man sein Frühstück (kann man an diesem Campingplatz bestellen) isst und am Abend ein letztes Glaserl Wein genießen kann.
Das machen wir dann auch, bevor wir in unser Fass steigen und uns mental auf den nächsten Tag vorbereiten.

