Es war mal wieder soweit; Ein Wandertag und – Regen. Regen beim Aufstehen, Regen beim Frühstück, Regen beim Startpunkt, Regen entlang des Weges und Regen am Endpunkt.
Ich parke mein Auto am Bahnhof in Aschau und starte mit dem zweiten Tag. In meinem schicken neongelben Regenponcho, der mir auch schon in Portugal an dem ein oder anderen Tag gute Dienste geleistet hat, komme ich mir vor wie einer der wenigen Farbpunkte am heutigen Tag. Am Eingangskreisel von Aschau vorbei führt mich mein Weg auf dem Damm entlang der Prien. Hier bin ich noch im Ort, dementsprechend viele Bänke mit Widmungen sind entlang des Weges aufgestellt.


Der Weg ist relativ unspektakulär, rein geradeaus. Aber jetzt kommen vermehrt die Stelen, die in der Beschreibung der Touristeninformation zu diesem Weg, so hervorgehoben wurden. Auf meiner ersten Etappe habe ich davon erst in Aschau was gesehen. Nun sind sie da.
Dafür ist der Teil hier jetzt nicht mehr so gut ausgezeichnet. Aber ich folge weiterhin dem „Grenzenlos“ Weg, der ist weitestgehend richtig.
Auf einer Anhöhe muss ich eine Straße überqueren. An dieser Straße ist eine überdachte Bushaltestelle. Ich liebe überdachte Bushaltestellen bei diesem Wetter. Ich packe meine Kamera weg; da der Regen mehr ein Guss ist, habe ich wenig Lust die Kamera zu nutzen. Denn graues Wetter ist graues Wetter. Und ich esse einen Happen, so halbwegs im Trockenen.

Ich trabe einfach weiter so vor mich hin. Das erste Highlight ist dann das Schloss Wildenwart am Wegesrand. Es ist logischerweise viel zu früh, um an Essen zu denken (obwohl ) und es ist auch noch alles geschlossen, aber das Schloss kann man von etwas entfernt sehen. Es ist Privatbesitz und somit nicht zu besichtigen, aber es ist eine schöne Abwechslung in dem Grau.
Der Weg führt ab hier von der Prien weg. Es geht einen kleinen Höhenzug entlang und man sieht den Fluss in seinem Bett von oben. Der Weg ist nicht schlecht. Schöne Trails, wenig Asphalt, durch Wiesen und Wald und kleine Ortschaften. Genießen kann ich es heute nicht so.


Bald erreiche ich eine Brücke, die mit einer Geschichte gespickt und relativ neu ist. Kurz nach dieser Brücke geht man eine neue Treppe hinab wieder zum Fluss. Ab hier ist die Prien dann ein gebändigter Fluss. Es gibt Wildholzrechen (hatte ich vorher auch noch nie gehört, das Wort. Das sind Poller im Wasser, eng aneinandergestellt, die verhindern, dass Schwemmholz den Fluss entlang fließt) die nach jedem Hochwasser gereinigt werden.
Kurz nach diesem interessanten Punkt wird klar, warum es an dieser Stelle die Wildholzrechen gibt. Es folgt ein Gebäude, in welchem mit dem Wasser der Prien Strom erzeugt wird. Dieses „Kraftwerk“ ist nach den Plänen von Oskar v. Miller, Mitbegründer des deutschen Museums, erbaut.

Es wird wieder bewohnte Gegend um mich rum. Und es wird touristisch. Die Stelen werden wieder mehr, es taucht ein (leeres) Kneipp-Becken auf, ein Sportplatz und viele Parkplätze. Ich erreiche Prien am Chiemsee. Der Weg würde mich jetzt noch weiterführen an die Stelle, wo die Prien in den Chiemsee mündet. Aber ich bin nass, mir ist kalt und es komme an einem Café vorbei. Mit heißem Tee. Und leckerem Kuchen. Und der Bahnhof ist faktisch in Sichtweite. Meine Motivation diese Wanderung zum offiziellen Ende zu laufen ist weg. Ganz weit weg. Sozusagen im Tee ertrunken.
Ich tropfe erst mal den Laden voll, während ich mir einen Kuchen an der Theke aussuche. Mitleidige Blicke empfangen mich im Gastraum. Ich verteile mich und meine nassen Sachen erst einmal rund um meinen Sitzplatz. Zum Glück sind nicht viele Leute da. Kann wer gerade ermessen, wie toll eine heiße Tasse Tee sein kann? Sie war göttlich


Nachdem ich mich wieder etwas aufgewärmt habe, bin ich zum Bahnhof. Die RB 52 ist die pünktlichste Bahnverbindung in Deutschland. Dieser Zug pendelt ausschließlich zwischen Prien am Chiemsee und Aschau. Die drei offiziellen Haltestellen sind Bedarfshaltestellen (wer das noch nicht kennt: Man muss einen Knopf drücken, wenn man will, dass der Zug hält. Ähnlich wie in einem Bus. Wenn du nicht drückst, hält der Zug nicht). Verspätungen faktisch ausgeschlossen. Wer die DB at it´s best erleben will; hier ist die Gelegenheit.
Fazit: Ein technisch einfacher Weg. Manchmal ist die Wegezeichnung etwas dürftig, aber wenn man sich an den „Grenzenlos“ Weg hält, ist man auf der sicheren Seite. Schöne, abwechslungsreiche Gegend. Versorgung ist gut gesichert. Mit den Öffentlichen gut zu erreichen.
Übernachtungsmöglichkeiten in Sachrang, Aschau und in Prien und mit Sicherheit auch in den Orten dazwischen.

